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Gewaltfreie Kommunikation am Arbeitsplatz: mehr als nur freundlich sein

„Ich möchte unser morgiges Teammeeting aus Gründen der Selbstfürsorge ausfallen lassen“. Das habe ich meinem Chef gerade im Teams-Chat geschrieben.

Ich habe diese Woche so viel um die Ohren. Mein Mann ist beruflich verreist. In Kindergarten und Schule gibt es besondere Aktionen, die vorbereitet werden wollen. Ein paar extra-Termine zum normalen Alltag, ein Kind krank zuhause: absehbar, wie es mir Ende der Woche gehen wird. Es sei denn, ich finde eine Möglichkeit, mir selbst mal Pause zu verschaffen. `Morgenvormittag sind zwar beide Kinder betreut – doch der Nachmittag ist durchgetaktet mit Terminen. Dann muss leider unser 9-Uhr-Meeting dran glauben`, dachte ich und schrieb die eingangs erwähnte Nachricht. Wie mein Chef reagiert hat? Er antwortete: „Alles klar, danke für die Klarheit. Ich freue mich, dass du für dich sorgst. Das schenkt mir Vertrauen darin, dass du nur das tust, was du wirklich kannst und nicht über deine Grenzen gehst.“

„Ich kann doch nicht einfach sagen, ich brauche etwas Ruhe und arbeite heute weniger“

Vor einigen Jahren wäre ich nie auf die Idee gekommen, so etwas zu tun. Hätte einfach gearbeitet, schließlich bin ich ja nicht krank. Nur müde, abgespannt, unter Strom – gestresst eben. Dann hätte ich eben wieder mal auf meinen Sport verzichtet. Wäre immer unausgeglichener geworden. Vielleicht nachmittags ungeduldig mit den Kindern gewesen. Abends mit Kopfschmerzen ins Bett gegangen. Oder hätte doch noch die Halsentzündung bekommen, die seit Tagen an der Tür klopft. ‚Ich werde ja bezahlt und die erwarten von mir, dass ich Leistung bringe, anstatt zu jammern. Krankmelden kann ich mich, wenn ich krank bin. Außerdem: Wie kommt denn das rüber? Ich kann doch nicht einfach sagen, ich brauche etwas Ruhe und arbeite heute weniger.‘ Jetzt kann ich das. Und bekomme sogar noch aufrichtige Wertschätzung dafür. Was das mit Gewaltfreier Kommunikation (GfK) zu tun hat? Alles.

Gewaltfrei kommunizieren – was ist das und wie funktioniert es?

Der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation (GfK), Marshall B. Rosenberg, wusste: „Alle menschlichen Handlungen sind ein Versuch, Bedürfnisse zu befriedigen.“ Auf dieser Annahme basierend entwickelte der US-amerikanische Psychologe und Autor die 4 Schritte der GfK. Dieses Modell hilft uns dabei:

– in jeder Kommunikationssituation die eigene Würde und die der anderen Beteiligten zu wahren.

– zu verstehen, warum jemand (und/oder ich selbst) und wie jemand (und/oder ich selbst) auf etwas Gesagtes oder auf eine Handlung reagiert. – Dadurch schaffen wir es, weniger impulsiv zu handeln, das „Angriffsohr“ zu muten und in unserer Reaktion bei uns selbst zu bleiben.

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“ Viktor Frankl

Doch die GfK ist mehr als eine Methode. Denn ob sie funktioniert, steht und fällt mit der Haltung hinter dieser Technik. Es geht nicht einfach darum, freundlich und offen miteinander zu reden – eine Fehlinterpretation, die weit verbreitet ist. Und es geht noch weniger darum, andere Menschen zu manipulieren. Marshall Rosenberg hat es so ausgedrückt: „Das Ziel der Gewaltfreien Kommunikation ist nicht, Menschen und ihr Verhalten zu ändern, um unseren Willen durchzusetzen, sondern Beziehungen aufzubauen, die auf Ehrlichkeit und Empathie basieren, die schließlich die Bedürfnisse aller erfüllen.“ Aus diesem Grund haben wir uns bei Koop-Konzepte einen neuen Begriff für die GfK überlegt: die Sprache der Kooperation (SdK).

Es geht darum,

  • statt Machtkämpfe auszutragen – in Verbindung zu kommen.
  • statt „Wer hat Recht?“ – „Wie kommen wir weiter?“ zu fragen.
  • statt Befehl und Strafe – „Was brauchst du und was brauch‘ ich?“ zu fragen.
  • Und dann wird aus „Müssen und Sollen“ – „Wollen und Dürfen“.

Denn wir lernen, die Perspektive unserer Mitmenschen einzunehmen:

  • Wir erkennen seine:ihre und gleichzeitig unsere Bedürfnisse.
  • Wir können diese in Worte fassen.

Wichtig dafür: Wir fördern in uns eine Haltung, die eigenen Bedürfnisse und die unseres Gegenübers wirklich zu respektieren und nicht zu werten. Dadurch schaffen wir es, Verantwortung für die eigene Gefühlswelt zu übernehmen und sie unabhängig von Handlungen oder Aussagen anderer zu machen. Gleichzeitig lassen wir auch unser Gegenüber in der eigenen Verantwortung.

Wir müssen uns nicht mehr über das Verhalten anderer aufregen, sondern kennen den Weg der emotionalen SelbstführungsKraft.

Führen ohne zu verletzen

Und jetzt wird klar: Diese positiven Wirkungen sind nicht nur im privaten Umfeld ein Gamechanger – sondern auch am Arbeitsplatz. Zum einen wird das Miteinander und konstruktives Arbeiten zwischen allen Beteiligten verbessert. Zum anderen bekommt Führung einen ganz neuen Anstrich. Und das hat nichts mit Laissez-faire zu tun. Im Gegenteil. Durch das genaue und gleichzeitig empathische Benennen der eigenen Ziele und Wünsche und das Verstehen der Needs aller Mitarbeitenden, werden Ergebnisse effizienter erreicht und Lösungen konstruktiver. Wir können führen, ohne zu verletzen, weil das Weiterkommen im Mittelpunkt steht. Und wir können Fehler als Helfer sehen und sie als Entwicklungsimpuls nutzen.

Und hier schließt sich der Kreis zum Anfang des Textes: Wenn ich meine Selbstfürsorge – mein Wohlergehen – eigenverantwortlich lebe (SelbstführungsKraft), dann kommuniziere ich dies offen und ehrlich. Wenn die Rahmenbedingungen dann wertschätzend und zugewandt sind (ob privat oder bei der Arbeit), fällt das natürlicherweise sehr viel leichter. Im Beispiel mit meinem Chef und dem abgesagten Meeting bedeutet das: Ich weiß, dass ihm sehr wichtig ist, dass ich mich nicht überlaste. Und er rechnet damit, dass ich aufrichtig damit umgehe und Bescheid gebe, wenn ich etwas brauche. Wenn ich das berücksichtige, erfülle ich also nicht nur mein Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Selbstfürsorge, sondern auch sein Bedürfnis nach Klarheit, Sicherheit und Verbindung. Win-Win! #wir-leben-was-wir-lehren

Möchtest du wissen, wie du die SdK für dich persönlich und im Arbeitsalltag nutzen kannst? Dann gönn’ dir unseren Onlearn®-Kurs “Der Kooperationscode” – und entdecke den Gamechanger für deine Kommunikationsfähigkeiten.

Jasmin Bangel

Koop-Kschleife-ArtDrawing exported from Concepts: Smarter Sketching

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