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“Man macht das so?”
“…weil man das so macht. Man sollte das so oder so machen. Man kümmert sich um seine Kolleg:innen …”. Was man nicht so alles macht. Ein kleines Wort mit sehr viel zwischenmenschlicher Wirkung! Was meint man damit? Halt! Nein, was meinen wir damit?
Wenn Du in Deiner Sprache Eigenverantwortung zeigen und in einen konstruktiven Kontakt mit Deinen Mitmenschen treten möchtest, ist es sinnvoll, auf dieses kleine Wörtchen zu verzichten. Das Wörtchen “man” entmenschlicht und lehnt Verantwortung ab. Anstatt die eigene Werthaltung und Bedürfnisse eigenverantwortlich zu vertreten, verstecken wir uns in einer Verallgemeinerung. Wir definieren eine externe Bewertungshoheit, nach der sich alle zu richten haben ohne dabei auf die individuellen Anliegen und Situationen zu achten.
“Man kommt pünktlich.”, “Man sitzt gerade beim Essen.”, “Man zieht sich im Büro nicht die Schuhe aus.”: unpersönlich und dennoch fordernd. Mit dem Wort “man” können wir anderen mitteilen, wie wir die Welt oder sie selbst haben wollen, ohne dabei zu zeigen, was wir selbst brauchen oder haben wollen. Im Gegenüber kann eine externe Bewertungsinstanz geschaffen werden, nach der er/sie sich richten muss. Dies funktioniert so gut, dass es in der Geschichte schon oft bewusst dazu benutzt wurde. So haben die Nazis diese Art der Sprache – eine entmenschlichende Sprache – gern benutzt, um ihre Propaganda wirkungsvoller zu gestalten. “Der Deutsche macht dies und das.” “Die Deutsche benimmt sich so und nicht so.” Kurz gesagt: “Man macht das so!” (Untertitel: “Weil ich das sage!”).
Durch die Entmenschlichung geben wir dem Gegenüber bedauerlicherweise keine Möglichkeit, die Intention hinter unserer Aussage zu verstehen. Warum wollen wir das so? Was erfüllen wir uns damit? Wo liegt der “Win” und damit der Sinn? Und wenn mein Gegenüber den Sinn einer Handlung nicht verstehen kann, bleibt als Motivation lediglich Spaß und Vermeidung. Da “man”-Sätze allzu oft jedoch etwas mit Regeln bzw. Verhaltensänderung zu tun haben, fällt auch Spaß häufig als intrinsische Motivationsquelle weg. Bleibt noch die Vermeidung – also Schutz vor Schmerz. Beim Gegenüber entfaltet sich nämlich oft folgende Wirkung: “Wenn man das so macht, dann muss ich dies wohl auch so machen, da ich sonst nicht die Akzeptanz, Anerkennung und Gemeinschaft bekomme, die ich so gerne habe.”
In dem kleinen Wort “man” kann also eine hohe “Macht über”, also Gewalt, stecken. Diese Wirkung ist für gelingende Kooperation kontraproduktiv. Unsere Empfehlung: Immer dann, wenn Du “man” sagen willst, nimm ein oder zwei bewusste Atemzüge und schenke Dir Selbstempathie. Frage Dich: “Was erfüllt sich für mich, wenn ich das Verhalten sehen würde, das ich mit ‘man macht das so’ beschreibe?”
Beispiele
“Man spricht nicht mit vollem Mund.”
Alternative: “Ich kann Dich besser verstehen, wenn Du mit leerem Mund sprichst. Deshalb bitte ich Dich, vor dem Sprechen dein Essen herunterzuschlucken.”
“Man zieht sich im Büro nicht die Schuhe aus.”
Alternative: “Ich möchte eine angenehme Atmosphäre an meinem Arbeitsplatz, daher bitte ich Euch, die Schuhe hier zu tragen.”
Fazit
Mit “ich” übernimmst Du Verantwortung für Deine Anliegen und mit dem Benennen des Anliegens gibst Du Deinem Gegenüber die Möglichkeit aus Verständnis und Mitgefühl, also aus freier Kooperation zu handeln.
Probiere Dich damit einmal aus und spüre die Unterschiede in der inneren Haltung und in der Reaktion Deines Gegenübers.
Cornelius "Conny" Scheier
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